Samstag, 25. August 2012

Der Ententeich


Ein kalter Tag Ende September. Wie immer gehe ich nach der Schule zu meinen Großeltern. Am Fenster wartet schon Opa. Als wenn er schon immer dort gestanden hätte. Er winkt mir zu. Durch das angekippte Fenster zieht warmer Duft in meine Nase. Sie warten wie immer mit dem Mittag auf mich. Nachmittags gehen wir zusammen spazieren. Zu meinem Lieblingsplatz - dem Ententeich in der Gartenkolonie. Wir haben Brotkrumen mitgenommen. Ich füttere die Enten. Ein Schwanenpärchen ist heute auch da.
Es ist schon spät und Mutti kommt mich bald abholen. Ich möchte noch bleiben, aber wir müssen los. Zuhause wartest du schon, doch nicht auf uns. Wir machen Abendbrot. Gesprochen wird nicht. Wenn du fertig bist, decke ich ab.  Danach waschen Mutti und ich ab. Hier können wir uns unterhalten. Wie der Tag so war. Ich habe auch einen Bruder.

Als ich etwas älter war, ging ich nach der Schule gleich nach Hause. Ich war ein Schlüsselkind. Aber zu den Enten ging ich trotzdem noch gerne.  Allein daheim, räumte ich auf. Machte Hausaufgaben und lernte. Danach besuchte ich Oma und Opa. Am Abend fuhr ich wieder heim. Aber nur ungern - wegen dir.

Heute sind Oma und Opa nicht mehr da. Und auch beim Ententeich war ich seitdem nicht mehr. Ob es das Schwanenpärchen noch gibt? Ich habe die Stadt meiner Kindheit hinter mir gelassen. Auf dem Weg habe ich mich selbst gefunden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen